Das Friesenpferd ....

ist eine niederländische Pferderasse und gehört zu den ältesten Warmblutrassen Europas

Herkunft:

  Wie schon der Name der Rasse verrät, liegt der Ursprung dieser Pferde in der Provinz Friesland* wo der germanische Volksstamm der Friesen eine großrahmige Pferderasse züchtete, die sich aber von den Kaltblütern unterschied.Im Mittelalter wurde Friesland durch die Zucht eines „großen und schweren Ritterpferdes“ bekannt.
Nach der Einkreuzung spanischblütiger Pferde im 16. und 17. Jahrhundert wurden Friesen als Barockpferde in berühmten Gestüten und an Fürstenhöfen zu Repräsentationszwecken insbesondere auch als Zugpferd für Prunkkarossen gezüchtet. Da Friesenpferde auch in der Landwirtschaft Verwendung fanden, verlagerte sich die Zucht im Laufe der Zeit von den fürstlichen Gestüten auf niederländische Bauern, die sie zweimal (1896 und 1913) vor dem Aussterben bewahrten (siehe Zuchtgeschichte). Als auch die Pferdehaltung in der Landwirtschaft zurückging, sicherte der Friese sich als Freizeitpferd eine seit 1970 wieder starke zunehmende Verbreitung.

* Im deutschen Sprachraum ist für die Provinz Friesland die Bezeichnung Westfriesland gebräuchlich und auch korrekt. Der Name ist eine analoge Bildung zu den Bezeichnungen der deutschen Regionen Nordfriesland und Ostfriesland. Im internationalen Kontakt kann diese Benennung allerdings zu Missverständnissen führen, da "Westfriesland" in den Niederlanden die Bezeichnung für die gleichnamige Region in der Provinz Nord-Holland ist.
Um diese ungenaue Bezeichnung zu vermeiden und um eine Verwechslung mit dem deutschen Landkreis Friesland oder der ebenfalls Friesland genannten gesamtfriesischen Region auszuschließen, wird die Provinz nach ihrer bereits historisch bedeutsamen Lage westlich des Flusses Lauwers auch als Westerlauwers Friesland oder das west(er)lauwersche Friesland benannt.

Zuchtgeschichte:

 Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde in den herrschaftlichen Häusern immer weniger geritten, dafür um so mehr in eleganten, leichten Kutschen gefahren. Dafür brauchte man die geeigneten Pferde. Als die Friesenpferde
im 19. Jahrhundert zunehmend aus der Mode kamen, wurde die Zucht der reinen friesischen Pferde vernachlässigt. Im Jahre 1910 war der Hengstbestand auf nur noch vier Pferde geschrumpft, drei Jahre später waren nur noch die Hengste Prins 109, Alva 113 und Friso 117 am Leben. Daraufhin setzten sich einige Züchter erfolgreich für die Rettung der alten Rasse ein. Sie hatten erkannt, dass nicht nur ein landwirtschaftliches Arbeitstier vom Aussterben bedroht war, sondern auch ein Stück niederländischer Geschichte, denn immerhin ist der Friese die einzige niederländische Pferderasse. Heute werden Friesen vorwiegend als Fahr- und Reitpferde eingesetzt.

Zur heutigen Verbreitung des Friesenpferdes wurden durch die Züchter große Anstrengungen unternommen. Allerdings wurde nach der Einkreuzung spanischer Pferde niemals wieder rassefremdes Blut zugeführt. Der Bestand wurde allein durch Inzucht innerhalb der kleinen Population gesichert und vergrößert. Daher wird für jedes heute im niederländischen Zuchtverband eingetragene Pferd ein sog. Inzuchtfaktor bestimmt. Dieser gibt an, mit welchem Prozentsatz an Inzucht das Genom des Tieres belastet ist.

Die Selektion der Deckhengste, die in den Niederlanden zur Zucht zugelassen werden, gilt als eine der strengsten weltweit.

Jedes Jahr im Herbst stellen sich alle Hengstanwärter, überwiegend junge Hengste im Alter von zweieinhalb Jahren, einer Jury. Aber auch ältere Tiere, die ggf. schon Erfolge im Reit- und Fahrsport vorweisen können, werden vorgestellt. Es erfolgt eine Vorauswahl und die besten Hengste dürfen sich im Januar des Folgejahres auf der zentralen Körung einer weiteren Exterieur-Bewertung stellen. Dort wird noch zweimal selektiert, bis schließlich einige wenige Hengste zur Hengstleistungsprüfung angewiesen werden.

Diese findet im Herbst des gleichen Jahres statt. Die Hengstanwärter sind demnach in der Regel gut dreieinhalbjährig. Dort bestehen auch wieder nur wenige die schwere Prüfung, in der neben dem Exterieur und dem Gangvermögen auch zum Beispiel das Stallbetragen und der Arbeitswille bewertet werden.

Aber selbst wenn die Hengstleistungsprüfung erfolgreich abgelegt wurde, muss sich ein zugelassener Deckhengst jedes Jahr erneut der Jury stellen und seine Deckerlaubnis auf der Zentralen Körung in Friesland abholen.

Erst wenn nach vier bis fünf Jahren der erste Fohlenjahrgang des Hengstes dreijährig ist, findet eine endgültige Begutachtung statt: Eine Auswahl der Nachzucht des Hengstes wird als Jährling, zweijährig und dreijährig begutachtet und der Hengst verbleibt nur in der Zucht, wenn sein Beitrag positiv bewertet wird. Leistet der Hengst nachweislich keinen positiven Beitrag, wird er abgekört und wird im niederländischen Stammbuch nicht mehr als zugelassener Deckhengst geführt.


Exterieur:

 Kraftvolles, großrahmiges Warmblutpferd mit edlem Kopf, großen ausdrucksvollen Augen, hoch aufgesetztem, schön gebogenem Hals, breiter Brust, leicht gespaltener, abfallender Kruppe, üppiger Mähne, tief angesetztem, langem Schweif und starkem Kötenbehang. Dieses Erscheinungsbild hat sich seit dem 17. Jahrhundert kaum verändert. In den letzten Jahren wurden vermehrt überdurchschnittlich große Friesen gezüchtet - was an der Nachfrage hin zu einem sportlicheren Pferd liegt.

Die meisten Stuten erreichen eine Größe von 155 bis 165 crn, während die Hengste größer werden. Um zur Körung zugelassen zu werden, muss der Hengst dreijährig eine Mindestgröße von 158 cm bzw. vierjährig 160 cm aufweisen. Friesenpferde werden heute ausnahmslos als Rappen gezogen. Zugelassen sind lediglich Abzeichen vorne am Kopf (Flocke, Stern, Stichel­haar) und einige graue Haare an der Unter- oder Oberlippe. Abzeichen an den Beinen sind nicht erlaubt.

Kennzeichnend ist Trittsicherheit in allen drei Gangarten. Beim friesentypischen Trab kommt es bei hoher Knieaktion - sie entsteht durch betontes Anheben der Vordergliedmaßen -, verbunden mit einem starken Schub aus der Hinterhand, idealerweise zu einer deutlichen Schwebephase. Der Schritt sollte raumgreifend, der Galopp erhaben sein.


Charakter:

 Zum Familienpferd wird der Friese durch seinen ausgeglichenen, freundlichen und geselligen Charakter und seine Bereitschaft, sich „seinen“ Menschen anzuschließen. Dass ein solches Pferd auch noch leichtfuttrig ist und aufgrund seines dichten Haarkleides Offenstall- und Weidehaltung ermöglicht, erscheint nicht selbstverständlich.
Kurzum: Der Friese ist ein vielseitiges, gut zu haltendes Pferd, das man lieben, auf das man auch stolz sein kann und das diese Gefühle erwidert.

Die Vielseitigkeit des Friesenpferdes, seine Eignung als Kutschpferd, zugleich seine Lernwilligkeit und Begabung für Dressuraufgaben begründen sei­ne Beliebtheit als Freizeitpferd: Der Friesenfreund kann sein Pferd - natürlich nach entsprechender Ausbildung - anspannen, in der Bahn reiten oder es für Ausritte benutzen.

Ist es auch kein typisches Springpferd, so springt es doch einzelne Naturhindernisse gut und sicher. Der Friese ist aufgrund seiner spanischen Blutführung - wie die verwandten Pferderassen der Lipizzaner und Kladruber - für die klassische Dressur und die Hohe Schule geeignet.

Bei Pferdeveranstaltungen sowie bei Show- und Galavorführungen und im Zirkus auftretende Friesen zeigen je nach Ausbildungsstand die Figuren der Hohen Schule und Lektionen an der Hand, am langen Zügel oder unter dem Sattel, sowie die Schulen über der Erde: Levade, Courbette oder gar die Caprioie .•

 

Quelle: DFZ- Deutsche Friesenpferde-Züchter im K.F.P.S. e.V.
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